NORDISCHE FILMTAGE LÜBECK

Das Auftragswerk

Das Auftragswerk

Kurzbeschreibung
Dies ist eine Methode, in der sich Jugendliche als Autor:in und darstellende Person erleben, indem Themen eines Films gestalterisch und theatral bearbeitet und dabei der Bezug zum eigenen Leben hergestellt wird. Das Besondere an dieser Methode zwischen Schreibwerkstatt und Darstellendem Spiel ist, dass man mit dem Text einer:s Anderen und der Geschichte einer:s Anderen beauftragt wird, um diese einem Publikum zu präsentieren.

Hintergrund
Spätestens beim Abspann wird klar: Film ist Teamarbeit. Das Schaffen einer einzelnen Person ist bedingt durch die Arbeit einer anderen und sie wirkt sich wieder auf die Arbeit einer nächsten Person aus. Ähnliches erleben die Schüler:innen durch diese Methode. 
Gerade Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren entwickeln ihr eigenes Selbstbild und können dabei Gegenwart, Vergangenes und die eigene Zukunft mit einbeziehen. Biografisches und darstellendes Arbeiten können daher einer Auseinandersetzung mit Film eine wertvolle Bedeutung für das eigene Leben geben. 
Die verteilten Arbeitsschritte dieser Methode auf mehrere Personen bieten das Potenzial, Empathie und Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe zu fördern. Außerdem können Schüler:innen in gewisser Anonymität eigene Themen bearbeiten und durch fremde Worte und Verkörperung der eigenen Sicht eine neue Perspektive auf sich selbst gewinnen.

Variationsmöglichkeiten
In dieser Methode werden die Themen, unter denen die Jugendlichen wählen können, von der Lehrperson bereits vorbereitet. Natürlich ist es auch möglich und noch partizipativer, diese in einem gemeinsamen Filmgespräch zuvor herauszuarbeiten. Möglich ist bei dieser Methode auch, einen Monolog für eine Figur im Film zu schreiben. Auf das Partner:innen-Interview kann man bei dieser Variation verzichten. 
Um noch das gemeinsame Spielen hinzuzufügen, kann es reizvoll sein, die Präsentation nicht von einer Person, sondern von Kleingruppen durchzuführen. Hier kann dann experimentiert werden mit verschiedenen ästhetischen Mitteln und Formationen im Raum.

Fachanforderungen Bezüge
Sekundarstufe I: 

  • Deutsch: I Sprechen und Zuhören, II Schreiben, III Lesen, IV Sprache und Sprachgebrauch untersuchen; 
  • Darstellendes Spiel: K1 Theater gestalten: Körper und Bewegung - Gestik, Mimik und Bewegung als Gestaltungsmittel einsetzen, Raum und Bild - sich im Bühnenraum positionieren, Sprache und Sprechen - Texte gestalterisch vortragen.

Sekundarstufe II: 

  • Deutsch: Sprechen und Zuhören, II Schreiben, III Lesen, IV Sprache und Sprachgebrauch; 
  • Darstellendes Spiel: K1 Theater gestalten: Körper und Bewegung - Mimik, Gestik und Bewegung gestaltend und stilgebend einsetzen, Raum und Bild - den Bühnenraum bewusst nutzen,  Sprache und Sprechen - eigene Texte sprachlich gestalten.

Ablauf

Themenfindung
Als Einstieg bietet sich ein Raumlauf an, bei dem die Jugendlichen sich frei durch den Raum bewegen. Auf dem Boden liegen verteilt Zettel mit verschiedenen Wörtern, die sich die Jugendlichen, während sie in Bewegung sind, ansehen auf sich wirken lassen. 
Die Wörter sollten hierbei Begriffe sein, die einen Bezug zum zuvor gesehenen Film haben. Möglich sind hier thematische Begriffe, wie Freundschaft, Liebe, Rache, Zorn, Hochmut, Glück, Neid, Kindheit, Glaube oder auch Emotionen, wie etwa Freude, Verliebtheit, Melancholie, Angst, Unsicherheit, Trauer, Wut, Enttäuschung, Stolz.  
Moderiert werden kann dieser Raumlauf in etwa so: 

  • “Betrachte die Karten auf dem Boden!”
  • “Welche Themen verbindest du mit dem Film?”
  • “Welche Themen findest du interessant?”
  • “Welche Themen haben in deinem Leben schon eine Rolle gespielt oder spielen sie immer noch?"

Abschließend werden alle dazu aufgefordert, eine Karte aufzuheben, die sie besonders anspricht, über die sie gerne etwas erzählen möchtest.  

Partner:innen-Interview
In Zweier-Teams setzt man sich zusammen. Jede Person bringt einen Begriff mit. Über dieses Thema darf sie der anderen Person nun erzählen, was sie möchte. 
Gerne können hier unterstützende Fragen bereitliegen für die andere "interviewende" Person (“Warum spricht dich dieses Thema an?”, “Was hat das mit dem Film zu tun und was hat das mit dir zu tun?”)
Die andere Person hört zu, stellt vielleicht Nachfragen und macht sich Notizen zu dem Gesagten. Danach werden die Rollen gewechselt.

Schreibwerkstatt
Aus den Notizen des Partner:innen-Interviews entwickeln die Jugendlichen selbstständig einen Monolog und verschriftlichen ihn.

Präsentation
Zufällig wird allen ein ausgearbeiteter Monolog einer anderen Person zugewiesen. Im Anschluss ist Zeit, sich den Monolog zu erschließen und das Vortragen einzuüben.  
Um die anschließende Performance vor der Gruppe wertschätzend in einen Rahmen zu fassen, bietet sich ein gemeinsam durchgeführter Ablauf an. Beispielsweise beginnend mit dem gemeinsamen Ausruf “3,2,1, Bühne frei!” und beendend mit Applaus.

Material
Vorbereitete Themen-Karten, großer Raum, Schreibmaterial.

Tipp
Um diese Methode durchzuführen, braucht es eine angenehme und wertschätzende Atmosphäre. Gerade das darstellende Vortragen kann ungewohnt sein. Daher ist es wichtig, bereits zuvor einen Raum zu schaffen, in dem klar ist, dass es hier weder um Leistung geht noch die Möglichkeit besteht, sich zu blamieren. Diese Methode darf daher gerne erweitert werden, durch Warm-Up-Übungen, Übungen zur Körperwahrnehmung sowie Sprech- und Atemübungen. 

Unterrichtsfach

  • Deutsch,
  • Kunst,
  • Sprachen,
  • Darstellendes Spiel

Aktivität

  • Hören und Sprechen

Altersempfehlung

  • Sekundarstufe,
  • ab 14 Jahren

Zeitaufwand

  • Projektwoche,
  • mehrere Schulstunden

Stichwort

  • Experiment,
  • Gestalten,
  • Beobachten,
  • Kommunikation,
  • Emotionen,
  • kulturelle Bildung,
  • Lebenswelt,
  • Interpretation,
  • Identität,
  • Fähigkeiten

Gruppengröße

  • Paar,
  • Kleingruppe