Ableismus
Kontext
Nicht jedes Kind oder Jugendliche:r erlebt bewusst in seinem Umfeld Menschen mit Behinderungen. Umso wichtiger ist es, in Kindern und Jugendlichen ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass nicht jede:r die gleichen Fähigkeiten hat, und dass es auch Menschen mit anderen Bedürfnissen und Einschränkungen gibt als wir sie womöglich von uns selbst kennen. Neugier ist in diesem Fall keineswegs etwas Schlechtes, aber es zählt, sie in Bahnen zu lenken, die für alle Betroffenen akzeptabel ist und keine Grenzen überschreitet.
Weil in unserer Gesellschaft Menschen mit Behinderung oft strukturell benachteiligt und bevormundet werden und ihnen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben oft nicht oder nicht ausreichend ermöglicht wird, sollte es als Ziel angesehen werden, Kinder und Jugendliche diesbezüglich zu sensibilisieren, damit sie ableistisches (also behindertenfeindliches) Verhalten nicht reproduzieren und sowohl ihr Denken als auch ihre (womöglich bereits anerlernten) Verhaltensmuster in Bezug auf Diskriminierung hinterfragen.
Darüber hinaus ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass Behinderungen nicht zwangsläufig etwas sind, was man anderen Menschen ansehen kann und dass auch sogenannte „unsichtbare Behinderungen“ existieren.
Im Rahmen des respektvollen Umganges miteinander ist es des Weiteren von großer Bedeutung, klarzustellen, dass kein Mensch mit Behinderung es jemand anderem schuldet, seine Diagnose(n) offenzulegen. Behinderungen sind etwas Normales und das Wort „behindert“ ist, sofern es nicht als ableistisches Schimpfwort gebraucht wird, kein schmutziges Wort, welches es zu vermeiden gilt.
Nutzen durch Film
Im filmischen Kontext werden Kinder und Jugendliche immer wieder mit dem Thema Behinderung konfrontiert. Wenn sie entsprechend dafür geschult werden, können sie sowohl in diesem Rahmen als auch in ihrem Alltag ableistisches Verhalten erkennen, denn ein Film ist nicht automatisch positiv und bestärkend für Menschen mit Behinderung, nur weil darin bspw. behinderte Charaktere zu finden sind.
Die Kinder und Jugendlichen können im Zusammenhang mit einer filmischen Auseinandersetzung zu diesem Thema überprüfen, welche Ansichten sie selbst haben und neue Denkanstöße finden. Sie können auf diese Weise ebenfalls lernen, mit welchen Schwierigkeiten und Vorurteilen Menschen mit Behinderung sowohl in ihrem täglichen Leben als auch auf einer strukturellen Ebene konfrontiert sind. Auch Wissen über die Vielfältigkeit von Behinderungen sowie der Schwerpunkt von unsichtbaren Behinderungen kann hierdurch geschaffen und vertieft werden. Darüber hinaus können Filme, in denen das Thema Behinderung vorkommt, auch dazu beitragen, dass ebendiese normalisiert wird, sodass sich dies nicht zu einem Tabuthema entwickelt.
Gerade für Kindern und Jugendliche, die entweder selbst behindert sind, oder in deren Umfeld (bspw. in der Familie oder in Bezug auf Freund:innen) Menschen mit Behinderung zu ihrem Leben gehören, kann ein entsprechender Film dazu führen, dass sie sich gesehen und anerkannt fühlen. Ihnen wird vermittelt, dass sie nicht alleine und Behinderungen etwas Normales sind, ohne dass sie gleichzeitig auf ebendiese reduziert werden. Indem auch (strukturelle) Schwierigkeiten und mangelnde Teilhabe sowie Infantisilierung und Bevormundung im Fokus stehen, wird mehr Bewusstsein für Ableismus geschaffen und die Botschaft gesendet, dass es sich hierbei um wichtige Themen mit einer Daseinsberechtigung handelt.
Anregungen rund um den Kinobesuch
Es empfiehlt sich ein sensibler Umgang mit dem Thema – womöglich löst es in Kindern und Jugendlichen ungeahnte Emotionen aus (sowohl positive als auch negative). Eigene Erlebnisse mit Behindertenfeindlichkeit können an die Oberfläche gebracht werden, die es im Rahmen der entsprechenden Möglichkeiten behutsam aufzufangen gilt. Validation ist hierbei ein großes Stichwort, sowohl in Bezug auf mögliche eigene Erfahrungen als auch in Bezug auf neue Denkanstöße. Auch Verständnisfragen können aufkommen, bei denen es ratsam ist, diese empathisch aufzugreifen und in einem ruhigen und entspannten Rahmen zu behandeln.
In jedem Fall ist eine anschließende Reflexionsrunde, in welcher das im Film Gesehene und Erlebte besprochen, analysiert, reflektiert und aufgearbeitet wird, sinnvoll. Eine Idee hierfür kann sein, dass die Schüler:innen dazu angeregt werden, sich eigenständig noch mehr über das Thema Ableimus oder z.B. über verschiedene Behinderungen zu informieren. Ihr neues Wissen können sie bspw. in Kleingruppen erarbeiten und im Anschluss ihren Klassenkamerad:innen vorstellen.
Weil zu dem Thema Behinderung viele Vorurteile und auch Fehlinformationen vorliegen, kann sich auch ein gemeinsamer Faktencheck, den Sie als informierte und unterstützende Lehrkraft anleiten, empfehlen. Auch ein zusätzliches Gesprächsangebot für alle, die hierfür Bedarf haben, kann eine gute weitere Idee sein.
Einige hilfreiche Fragen, sowohl um ein Gespräch anzuregen als auch, um tiefer in die Materie einzutauchen, können bspw. sein:
- Wie reden wir über Körper?
- Welche Euphemismen für Behinderungen gebrauchen wir womöglich und worin liegt das begründet?
- Welche sichtbaren Behinderungen kennen wir; welche unsichtbaren?
- Wie können wir zu mehr Teilhabe beitragen?
- Wenn wir an Menschen mit Behinderung denken oder diese in unserem Alltag erleben, nehmen wir diese als „Inspiration“ wahr? Und warum ist das problematisch?
- Welche behindertenfeindliche Gedanken und Ansichten finden wir in uns selbst? Was können wir tun, um diese abzubauen und ihnen entgegen zu wirken?
Weitere Infomaterialien finden sich z.B. kostenlos im Shop des Bundesinstitutes für Öffentliche Gesundheit: https://shop.bioeg.de/catalogsearch/result/?q=behinderung. Außerdem kann an dieser Stelle das Bundesteilhabegesetz hilfreich sein: https://www.bmas.de/DE/Soziales/Teilhabe-und-Inklusion/Rehabilitation-und-Teilhabe/Bundesteilhabegesetz/bundesteilhabegesetz.html.
Der 3. Dezember eines jeden Jahres ist Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen, an dem auf deren Rechte aufmerksam gemacht und Bewusstsein geschaffen werden soll.
Filme
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